Sonntag, 26. Februar 2012

Du rennst.

Du rennst,
rennst los, läufst weg, willst fort. Weit weg, weg von hier, fort.
Egal wohin, egal wie lang es dauert, an irgendeinen andren Ort.
Du kommst vielleicht nie mehr zurück – das musst du auch nicht,
denn wie du weißt, wird dich hier zu deinem großen Glück
niemand vermissen, keine und keiner, auch jetzt nicht –
du versteckst dich, verkriechst dich, umgibst dich
mit diesen vielen Schichten aus Nichts,
sie sind undurchsichtig – diese Schichten aus Nichts
verhüllen dich blickdicht,
damit du dir weiterhin einreden kannst, dass dann woanders alles passt,
nur hier nicht, denn hier bist du nichts, kannst du nichts, willst du nichts,
keiner will dich – du gibst dich deiner Illusion voll und ganz hin, und packst.

Du packst deine sieben Sachen – oder dreizehn.
Du denkst noch mal alles durch, es kann losgehn.
Du rennst los, läufst weg, willst fort.
Das ist der Gedanke, der dich wachhält,
sich tief in dein Bewusstsein brennt
und dich gar nicht mehr stört, weil du es für wahr hältst,
dass dich wirklich niemand will, dass dich keine und keiner haben will,
sehen will, lieben will.

Du glaubst es einfach, bist davon überzeugt,
anfänglich hast du dich noch dagegen gesträubt,
jetzt aber hast du es eingesehen, deswegen
musst du nun fortgehen, alleine dich davonstehlen,
ob bei Tage oder Nacht ist dabei völlig irrelevant,
da es sowieso niemand ahnt, was du planst,
weil es niemanden interessiert, keine und keiner
haben Interesse daran, was du mit dir machst,
was du mit deinem Leben machst,
was du mit deiner Zeit anstellst,
und wie du dich sonst so verhältst.
Und du rennst.
Rennst los.
Wohin denn bloß?
Eigentlich egal.
Du läufst weg.
Weg von hier.
Fort.
An irgendeinen andren Ort.
Um das Alte neu zu beginnen. Dem Alten kannst du nicht entrinnen.
Es haftet an dir wie alter Kaugummi: durchgekaut, ausgespuckt und draufgetreten
– das Alte pickt an dir.

(Und du rennst schon...
immer weiter weg von hier
immer weiter weg von mir
und ich ruf noch nach dir:
bleib doch hier.)

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